Page 4 - index
P. 4





Wasserburg am Bodensee

hier gestaltet Dieter Maucher seine Arrangements und Skulpturen aus
Treibholz.
Durch sein Leben am See und seine Aktivitäten als Wassersportler hat er
seit seiner Kindheit eine enge Beziehung zu den natürlichen
jahreszeitlichen Abläufen in der Bodenseeregion.

Wenn im Frühjahr Schneeschmelze und starker Regen zusammenfallen,
werden im Einzugsgebiet von Rhein und Bregenzer Aach auch kleinere
Bäche zu reißenden Fluten, die zum Teil große Bäume oder – nach
Holzfällaktionen – im Erdreich zurückgebliebene riesige Wurzelstöcke mit
massiven, eingewachsenen Felsbrocken unterspülen und mitreißen.
Die Strömungsrichtung der beiden Flüsse Rhein und Bregenzer Aach auf
der österreichischen Seite und die vorherrschende Windrichtung am See
führen dazu, dass gerade im Bereich Wasserburg der größte Teil des
Treibholzes strandet – nicht zur Freude aller Ufergrundstücksbesitzer.

Ebenso werden große Mengen kleinerer Holzteile, die sich an den
schluchtartigen Bachflanken und den flachen Uferauen abgelagert
haben, mitgerissen. Durch den langen Transport zusammen mit Geröll
bilden sich interessante Formen und Oberflächenstrukturen – Objekte,
deren Gestalten sich dem normalen Strandwanderer nicht sofort
erschließen. Entdeckt Dieter Maucher auf einem Fußmarsch entlang des
Seeufers ein besonders interessantes Objekt, so kommt er schon bald
mit dem Ruderboot zurück und schleppt es an einer Leine zu seinem
Treibholz-Lagerplatz.

In den ersten Jahren seiner Arbeit lag der Schwerpunkt auf variablen
Arrangements und skulpturalen Bearbeitungen, mit denen es ihm gelang,
den „Geist der kleinen Dinge“ zum Sprechen zu bringen; Figürlichkeiten
dort zu entfalten, wo der vorschnelle Blick nur Holzabfall sieht.

In der Folge wurden seine Arbeiten größer, bestehen in der Regel aus

einem einzigen Stück Holz, vorzugsweise Wurzelstöcke, auch
Baumstämme, teils aus gesundem Holz, teils aus Holz, das durch
Alterungsprozesse wie beginnende Holzfäule oder Durchdringung mit
Holzpilz gekennzeichnet ist und nach dem Abtragen der äußeren Schichten
ein völlig „neues Äußeres des Inneren“ zeigt.








4
4
   1   2   3   4   5   6   7   8   9